5. Oktober 2018

Frauen eine Stimme geben

Das Treffen fand in der Kirche in Musula statt, einem kleinen Dorf im Tiefland von PNG, ganz in der Nähe des Epizentrums des Erdbebens vom Februar. World Vision International (WVI) hatte ein MAF-Flugzeug gechartert, damit vier Mitarbeiter in Musula und den umliegenden Dörfer Informationen zu Wasserversorgung, Hygiene, Gesundheit und Bildung sammeln konnten. Diese Informationen sollen dabei helfen geeignete Projekte für den Wiederaufbau nach dem Erdbeben zusammen zu stellen.
Die vier Mitarbeiter von WVI verlasen die Namen verschiedener Vertreter der Dörfer von Listen und teilten diese in Gruppen auf, in denen sie diskutieren und Fragen beantworten konnten. Die Frauen sassen in einer Ecke im hinteren Teil der Kirche. Einige sprachen ziemlich laut und ich schloss aus ihren Gesten und dem Ton ihrer Stimmen, dass sie ihre Männer daran erinnerten, was sie sagen sollten.
Da ich vier Stunden zu warten hatte, bevor ich die Mitarbeiter wieder nach Mt Hagen fliegen konnte, sass ich etwas abseits und beobachtete das Geschehen. Die Leute waren voll bei der Sache, konzentriert und motiviert. Die WVI Mitarbeiter machten sich haufenweise Notizen, während die Männer ihre Gedanken und Ideen äusserten. Einer der Pastoren sass an meiner Seite und plauderte vom Neuseeländischen Rugby Team, Familienereignissen und lustigen Dingen, die kürzlich passiert waren. Ein Teil des Gesprächs ging etwa so:
"In den Gruppen hat es nur Männer. Denkst du, dass die Frauen auch mitdiskutieren wollen?"
"Ja schon, aber ihre Namen waren nicht auf der Liste."
"Oh, haben die Frauen andere gute Ideen? Möchten die Männer, dass sie auch dabei sind und mithelfen?"
"Ja schon, aber sie wurden nicht gefragt?"
"Einige der Männer schreiben Dinge auf Papier, vielleicht könnten das die Frauen auch tun?"
Stille. Jene Stille, die einen neuen Gedanken verarbeitet der dann zu Taten führt.

Ich hatte nicht bemerkt, wann der Pastor aufgestanden und gegangen war, aber später fiel mir auf, dass viele Frauen auch nicht mehr da waren. Um zwei Uhr, als die Diskussion dem Ende entgegen ging, kamen die Frauen zurück und überreichten den WVI Mitarbeitern ein paar Seiten eigener Vorschläge.

Bingo!

Als wir zurück zum Flugzeug gingen, wurde aus einem leichten Nieseln ein richtiger Regen. Nass bis auf die Haut stiegen wir in den Flieger. Normalerweise tut es gut, nach der Hitze des Tieflands hoch über die Wolken zu steigen, wo die Luft ruhig und kühl ist. Aber ohne Heizung und nassen Kleidern wurde es eher kühl, sogar ziemlich kalt. Aber das war mir egal, ich hatte einen super Tag.

World Vision Mitarbeiter im Gespräch mit Dorfältesten