18. September 2015

Frau Mechaniker

Manchmal ist nicht direkt sichtbar, was unsere Arbeit mit MAF bewirkt. So kann ein für uns Piloten ganz gewöhnlicher Flug für die involvierten Personen grosse Bedeutung haben. So auch im folgenden Erlebnis:

Der Unterhalt der Flugpisten, wie z.B. Gras schneiden, ist die Verantwortung der jeweiligen Dörfer. Wenn dies nicht regelmässig gemacht wird, verwildert die Piste, landen wird gefährlich und der Flugplatz muss geschlossen werden. Um den Dorfbewohnern die Arbeit des Gras Schneidens zu erleichtern, hat ATprojects, eine NGO aus Goroka, diversen Dörfern in der Western Province einen Rasenmäher finanziert. Sie besorgen auch dessen Unterhalt und liefern regelmässig Benzin, um ihn zu betreiben. Die MAF in Rumginae war seit Beginn dieses Projektes involviert und wir helfen nun regelmässig beim Verteilen der Benzinrationen.
Auf diesen Flügen ist immer auch ein einheimischer Mechaniker dabei, der dann jeweils vor Ort abklärt, ob der Rasenmäher noch korrekt funktioniert und eventuelle Reparaturen ausführt. Das letzte Mal war dies, zu meiner Überraschung, eine Frau. Nun, das scheint für Schweizer Ohren nicht wirklich speziell zu sein, aber dass in Papua-Neuguinea eine Frau als Mechaniker arbeitet, ist schon was Besonderes.
Sabi Auwo ist 22 Jahre alt und erhielt nach Abschluss ihrer Automechaniker-Ausbildung bei ATprojects eine Stelle. „Sabi ist die einzige aus einer Familie mit vier Mädchen, die die Grundschule abgeschlossen hat. Schon als Kind träumte sie davon, Mechaniker zu werden. Trotz diversen Hindernissen gab sie nicht auf und wurde schliesslich an der Kamaliki Vocational School aufgenommen. Sabi ist eine stille Person, aber sie ist belastbar und will Herausforderungen in ihrer Arbeit meistern.“ Darum wurde sie schliesslich angefragt, ob sie die Benzintour in der Western Province machen will.“
Sabi war noch nie zuvor in einem kleinen Flugzeugen geflogen, das auf kurzen und holperigen Graspisten inmitten des Dschungels landet. Sie sagt: „Dieser Trip in die Western Province forderte mich sehr heraus, da ich technische Probleme innerhalb limitierter Zeit und ohne Unterstützung beheben musste. Ich musste mich aber daran erinnern, dass wenn ich es als Frau so weit geschafft habe, ich auch diese Arbeit genau so gut wie meine männlichen Kollegen machen kann. Ich war das erste Mal in einem kleinen Flugzeug und ich hatte wirklich Angst, als wir die erste Piste anflogen. Ich dachte sogar, dass ich nicht wieder einsteigen werde, obwohl wir noch 5 weitere Plätze besuchen mussten. Aber die Gesichter der Leute, die wir dort trafen, erinnerten mich daran, das sie [auf den Rasenmäher angewiesen sind und meine Hilfe wirklich brauchen] und dies gab mir eine neue Perspektive meiner Arbeit.“
Sabi’s Reise hatte jedoch nicht nur sie verändert. Ein weiblicher Mechaniker war für die meisten Dorfbewohner der besuchten Flugplätze sicher ein neues Konzept und hat vielleicht das eine oder andere Mädchen inspiriert. Und ich habe gelernt, dass meine alltägliche Arbeit für Uneingeweihte angsteinflössend sein kann.

Stolzer Besitzer eines Rasenmähers

Abfüllen des gelieferten Benzins