14. November 2015

Ein Tor im Himmel

„Ich versichere euch: Ihr werdet erleben, dass der Himmel offen steht und die Engel Gottes von dem Menschensohn hinauf- und zu ihm heruntersteigen.“ Joh 1,51

Ich wusste bereits am Morgen, dass es ein langer Tag werden würde. Ich musste Schulmaterial von Tari nach Muluma und Huya, zwei Dörfer im Busch, fliegen. Tari selbst ist auch eine gute Flugstunde von Rumginae entfernt. So erwartete ich, erst um ca 17:00 wieder zu Hause zu sein.
Wenn ich nach Tari fliege, kommt es selten so wie’s geplant war. Dieses Mal hatten die MAF-Angestellten noch eine zusätzliche Runde nach Musula eingebaut und so war ich bereits 30 Minuten hinter meinem Zeitplan, als ich kurz vor 15:00 Tari zum letzten Mal anflog. Dunkle Gewitterwolken verhiessen nichts Gutes und ich konnte gerade noch landen, bevor starke Regenschauer auf mein Flugzeug niederprasselten.
Nun begann ein Wettlauf gegen die Zeit. Passagiere für Kiunga und ein zusätzlich geplanter Stopp in Suabi, um weitere Passagiere aufzuladen, verlangten nach etwas mehr als zwei Stunden Tageslicht, welches um 18:09 enden würde. Als es um 16:00 immer noch regnete, entschied ich mich, den zusätzlichen Stopp zu streichen und direkt nach Kiunga zu fliegen. So konnte ich eine halbe Stunde einsparen. Um 16:15 konnte man wieder Strukturen in den Wolken sehen und der Regen liess nach. Um 16:30 betankten wir das Flugzeug und luden die Passagiere ein. Der Wetterbericht für Kiunga war ausgezeichnet. Als ich in Tari abhob, hatte es nur noch wenige Wolken. Dafür wurde das Tageslicht langsam knapp – es blieben mir noch 90 Minuten, um (über Kiunga) nach Rumginae zu fliegen.
Während meiner Wartezeit in Tari hatten sich im Süden auch Gewitterwolken gebildet, und als ich den letzen Gipfel vor der grossen Ebene der Western Province hinter mir liess, versperrte mir eine Gewitterfront den Weg gegen Westen. Die Front erstreckte sich weit gegen Süden und Osten und mit den Bergen im Norden gab es keine Möglichkeit sie zu umfliegen. Da die Wolken bereits zu hoch für meinen kleinen Flieger waren, begann ich einen Sinkflug. Ich wollte versuchen unter den Wolken durchzukommen. Allerdings machte ich mir keine grossen Hoffnungen, da die Front ziemlich aktiv aussah und der Regen unter den Wolken wahrscheinlich zu stark sein würde.
In diesem Moment bemerkte ich ein unwirklich goldenes Licht zwischen zwei Gewittertürmen. Als ich es näher betrachtete, bemerkte ich, dass das Licht der Sonne, welche sich im Westen dem Horizont näherte, durch eine Öffnung schien und die feuchte Luft zum Leuchten brachte. Sofort brach ich den Sinkflug ab und fing wieder an zu steigen. Das goldene Tor im Himmel war der einzige Weg zurück nach Hause - falls ich dort ankam, bevor es sich wieder verschloss. Ich hielt geradewegs darauf zu und es schien wie eine Ewigkeit, bevor ich es erreicht hatte.
Dann war es geschafft. Ich flog durch die Öffnung und dahinter erstreckte sich die ganze Western Province in gutem Wetter und schönster Abendstimmung. Zwei Minuten bevor die aeronautische Nacht begann landete ich in Rumginae – weil Gott den Himmel für mich geöffnet hatte.

Schulmaterial für Musula

Abendstimmung mit Gewitterwolken

1. November 2015

Lucien wird Zwei

Und zu unser aller Überraschung wird Lucien schon zwei Jahre alt.