14. Mai 2016

Ein Interview

Markus, die Fliegerei in Papua-Neuguinea ist sehr wetterabhängig. Bist du schon einmal von schlechtem Wetter überrascht worden?
In PNG wird man immer wieder von schlechtem Wetter überrascht. Zum einen gibt es hier keinen Wetterdienst und somit auch keine Vorhersagen. Die einzige Wetterinformation, die wir haben, kommt von einer Kontaktperson in den Dörfern, die wir anfliegen. Die Qualität dieser Informationen ist aber sehr unterschiedlich und nicht selten vom Umstand abhängig, wie dringend das Flugzeug gewünscht wird. So kursiert die Geschichte, wonach die Bewohner eines windigen Dorfes Steine in den Windsack legten, damit es „windstill“ wird und das Flugzeug landet.
Zum anderen kann das Wetter in den Tropen sehr schnell und unerwartet umschlagen. Dass heisst, selbst wenn der erhaltene Wetterbericht genau ist, kann nach einem 30-Minütigen Flug am Zielort alles schon wieder ganz anders aussehen. Ausserdem ist das Wetter auch regional sehr unterschiedlich: An einem Ort kann die Sonne scheinen, während 20km entfernt ein Gewitterregen niedergeht.
So war ich einmal auf dem Weg nach Fuma und Hesalibi, und beide Stationen hatten gutes Wetter gemeldet. „Was haben die Leute von Hesalibi wohl gesehen?“ dachte ich bei mir als ich auf Fuma zuflog und im Süden, wo Hesalibi liegt, eine schwarze Front auf mich zukommen sah. „Dort kann unmöglich die Sonne scheinen – bei diesem Gewitter!“
Ich landete in Fuma und hatte gerade genügend Zeit auszuladen und den Motor wieder zu starten, bevor die ersten Regentropfen auf meine Windschutzscheibe schlugen. Ich musste nach dem Start eine steile Rechtskurve fliegen, um nicht in die nahenden Regenschauer zu gelangen. Ein wenig abseits drehte ich dann den Flieger wieder zurück, um die Lage zu beurteilen. Die Gewitterfront blockierte den direkten Weg nach Hesalibi im Süden und dehnte sich ziemlich weit gegen Westen aus. Im Osten jedoch sah ich Stellen, wo der Regen erst spärlich fiel. Sollte ich versuchen das Unwetter auf dieser Seite zu umfliegen? Aber wenn das Wetter in Hesalibi nun schlechter ist als mir gesagt wurde und ich nicht landen kann? Ich überschlug meine Benzinreserven und sah, dass sie für den Umweg gegen Osten, und Notfalls wieder zurück, reichen würden.
So hielt ich auf eine dieser hellen Stellen in der Front zu und ging auf 500 Fuss, um nicht unbeabsichtigt in die tiefer liegenden Wolken zu geraten. Durch den Regen konnte ich den Horizont erkennen, ein Zeichen, dass der Regen noch nicht zu stark fiel und sich das Wetter „auf der anderen Seite“ bessert. Und so war’s dann auch. Nach ein paar Sekunden Turbulenzen brach ich aus dem Regen in den schönsten Sonnenschein.
So kann man nie ganz sicher sein: Obwohl der Wetterbericht von Fuma korrekt war, hätte ich schlechte Bedingungen antreffen können, wenn ich ein wenig später eingetroffen wäre. Und obwohl alles was ich sah für Regen in Hesalibi sprach, war hinter der Gewitterzelle wieder schönes Wetter – genau wie der Wetterbericht gesagt hatte.

Madeleine, die Stromversorgung auf eurer Station wurde drastisch reduziert (8-12 Uhr und 17-22 Uhr). Wie bist du als Mutter und Hausfrau damit umgegangen?
Mit beschränkter Elektrizität zu leben war ja nicht ganz neu für uns. Schon länger hatten wir während den frühen Nachmittagsstunden keine Stromversorgung. Ich gewöhnte mich daran, mich gut zu organisieren und alles was Strom braucht am Morgen zu erledigen. Der Kühlschrank wurde zwischen 12h bis 16h nicht mehr geöffnet und den Luxus, gekühltes Wasser zu trinken, haben wir aufgegeben. Natürlich kam ich unter Zeitdruck, weil neben dem Organisieren des Haushaltes ja auch noch der Heimunterricht meiner Kinder sichergestellt werden musste. Unser Jüngster brauchte zu der Zeit noch zwei Nickerchen am Tag. Eines morgens, wenn der Generator noch lief und eines Nachmittags, wenn der Generator um 16h wieder ankam.
Als dann die Stromzufuhr um eine weitere Stunde reduziert wurde, hatte unser Jüngster sein Schlafmuster zu einem Mittagschlaf hin gewechselt. Bei gefühlten 47C und ohne Ventilator wollte dies jedoch nicht klappen. Auch meine Schüler litten unter der Hitze und der Kühlschrank kühlte nicht mehr genügend. Um die stromlosen Nachmittagsstunden zu überbrücken, stellte uns MAF deshalb einen kleinen Generator zu Verfügung. So wurde mein Aufgabengebiet um den „Generator Dienst“ (an- und ausschalten, gelegentlich auch tanken) erweitert.
Seit Anfang Dezember ist unser Dach neu mit Solar Panels ausgerüstet. Der Solarstrom stellt den Strom im Haus während den Nachmittagsstunden (12-17h) sicher und nach einem sonnigen Tag (einem guten Solar Tag, wie unsere Kinder sagen würden), reicht der Strom sogar, um nachts die Deckenventilatoren zu betreiben.

Was hat euch während der letzten 4 Jahre in PNG am Meisten geprägt?
Ständig am Limit zu laufen! Körperlich und geistig.
Die Haushaltsführung in den Tropen beansprucht viel Zeit und Energie. Wir kennen weder Staubsauger noch Geschirrspüler. Ständig muss geputzt werden. Fertig- und Tiefkühlprodukte stehen uns nicht zur Verfügung.
Daneben haben wir regelmässig Gäste, die Unterkunft und Verpflegung brauchen und nicht zuletzt beanspruchen unsere 4 Kinder Zeit und Energie. Die zwei Älteren (9 und 7) unterrichte ich zu Hause, während ich gleichzeitig den zwei Jüngeren (4 und 2) gerecht zu werden versuche. Und das alles bei einem Klima, das etwa mit der schwülen Hitze vor einem hochsommerlichen Schweizer Gewitter verglichen werden kann.
Dazu kommt, dass ich eine introvertierte Person bin. Ich bräuchte zwischendurch etwas Abstand vom Trubel. Unsere momentane Lebenssituation lässt dies jedoch nur selten zu.
Das macht mich gezwungenermassen von Gottes Gnade abhängig. Ich lerne, Überforderung, Erschöpfung, Frustration bei Ihm abzuladen. Und Er trägt mich durch! Immer wieder erlebe ich, wie Gott mir beim Lesen der Bibel neue Kraft schenkt. Er schickt mir Menschen über den Weg, die mich ermutigen und manchmal sogar Arbeiten in unserer Familie übernehmen. Gottes Liebe auf diese Weise zu erleben gibt mir die Gelassenheit, jeden Tag anzunehmen wie er kommt. Dabei vertraue ich darauf, dass Er schwierige Lebensumstände dazu nützt, meinen Charakter zu formen. Dankbar und entschlossen mache ich deshalb weiter: Da, wo Gott mich hingestellt hat.