20. April 2012

Vom Trinken

In den letzten Tagen hatten wir wiederholt die Möglichkeit, über Wasser und Trinken nachzudenken.

Die Grundlage für das erste Erlebnis bildete ein Problem, welches zwar an vielen Orten der Welt vorkommt, aber für Papua-Neuguinea ungewöhnlich ist: Wassermangel. Wir hatten nur 11 Tage Trockenheit, aber für ein Land, in dem es normalerweise mindestens einmal am Tag regnet, ist dies eine lange Zeit. Und schliesslich leben wir hier im REGENwald. Missionare, die schon seit Jahrzehnten in den Lowlands von Papua-Neuguinea leben, versicherten uns, dass sie noch nie eine so lange, Regenfreie Zeit erlebt hatten.
Zugegeben, genau genommen hatten wir noch keinen wirklichen Wassermangel. Aber unsere Wassertanks waren bereits 2/3 leer und ich begann mir (typisch schweizerisch) ein wenig Sorgen zu machen. Ich überlegte mir Möglichkeiten, um Wasser zu sparen; ich sah uns im Fluss baden und Kleider waschen (was für die Einheimischen ganz normaler Alltag ist); und ich sah mich mit Schaufel und Kanister in den Urwald ziehen, um in einem Sago-Sumpf nach einer Wasserquelle zu graben.
Gott sei Dank fing es an zu regnen, bevor es so weit kam. Aber wir haben auf eindrückliche Weise gelernt, wie abhängig wir von fliessendem Wasser aus dem Wasserhahn sind.

Das zweite Erlebnis brachte uns ebenfalls nahe an den Abgrund: Unser Milchpulvervorrat erreichte einen kritischen Tiefststand, und wir konnten kein neues mehr finden. Den ersten 25kg-Sack hatten wir im November in Mt Hagen gekauft, aber in der Zwischenzeit waren in der ganzen Stadt keine neuen mehr zu finden. Leute, die wir anfragten, kannten zwar andere Leute, die wussten wo Milchpulver augetrieben werden konnte, aber es stellte sich heraus, dass sie es alle am Ende in Lae kauften und niemand in absehbarer Zeit dorthin reisen würde.
Somit begannen wir erneut uns Sorgen zu machen (typisch schweizerisch) und weniger Pulver für die gleiche Menge Wasser zu verwenden. Dies war zwar ok für Müesli, aber ein wenig fade zum Trinken. Davon war aber nur Joelle davon betroffen, die sich glücklicherweise nicht beklagte. Und wieder sah ich uns alles aufbrauchen und hatte keine Ahnung, was wir als Milchersatz ins Müesli giessen sollten.
Gott sei Dank, wurden wir dann von einem Schweizer Ehepaar (auch ein MAF Pilot) gerettet, die gerade Ferien auf einer schweizerischen Missionsstation machten, wo sie – getreu unserem Kuh/Schokolade/Käse-Image – Milchpulversäcke auf Lager hatten.
Und zum zweiten Mal haben wir auf eindrückliche Weise gelernt, wie stark wir in unseren Traditionen gefangen sind. Denn dies könnt ihr Glauben – es gibt ein Leben ohne Milch.


Unsere eigene Kuh – 25kg Milchpulver