15. Februar 2011

Dschungelkind, Sabine Kuegler

"Im Verlorenen Tal, bei einem vergessenen Volk, war ich glücklich. Im Rest der Welt fühlte
ich mich wie eine Verlorene."

Sabine Kueglers Geschichte beginnt, als sie mit fünf Jahren als Tochter deutscher Sprachforscher und Missionare nach West-Papua (Indonesien) kommt - zu einem Stamm, der heute noch wie in der Steinzeit
lebt. Mitten im Urwald, im "Verlorenen Tal", bauen ihre Eltern für sich und ihre drei Kinder ein Haus, erreichbar nur auf dem Luft- oder Wasserweg.
Für das kleine blonde Mädchen ist der Dschungel eine Liebe auf den ersten Blick. Sie lernt zu jagen, zu klettern, in Flüssen zu schwimmen, wo es von Krokodilen wimmelt. Sie weiß, wie man mit Pfeilen Giftspinnen schießt und wie man ohne Streichholz Feuer macht. Anstatt Pommes isst sie geröstete Insekten, anstatt Kaugummi kaut sie Fledermausflügel. Sie lernt, wie brutal die Natur sein kann aber auch, was Krieg und Hass zwischen Menschen bedeuten. Bei dem einst kannibalischen Volk der Fayu wird jedes Vergehen mit dem Tod bestraft. Und doch werden die Kinder dieses Stammes für Sabine Brüder und Schwestern.
Mit 17 Jahren wird Sabine auf ein Schweizer Internat geschickt, um ihren Schulabschluss zu machen - ein katastrophaler Einschnitt für sie, die wie eine Fayu fühlt und handelt. "Angst habe ich erst hier kennen gelernt", sagt sie, für die nun alles neu ist — wie man einkauft, wie man Menschen begrüsst, wie man eine Strasse überquert. Heute, nach Jahren in der Zivilisation, hat sie sich äusserlich gut angepasst. Doch immer ist da Heimweh, eine Sehnsucht, die ständig in ihr brennt. Sie wird zurückkehren in den Dschungel, um für sich herauszufinden: Wo gehöre ich hin? Wer bin ich eigentlich, Fayu oder Europäerin?

Eine der ungewöhnlichsten Lebensgeschichten unserer Zeit.